Success-Story

Success Story im Fokus Magazin der Schwyzer Kantonal Bank – DER KREIS SCHLIESST SICH

Ein Kleiderlabel, designed in Rickenbach. Tönt nicht weltbewegend, ist es aber. ZRCL (sprich: Circle) wird die Welt ein wenig ökologischer und gerechter machen.

Focus

Kilian Wiget wohnt oben am Hang in Rickenbach mit Blick über den Schwyzer Talkessel. Er ist zusammen mit seiner Partnerin und einem befreundeten Paar Mieter in einem alten, geräumigen Holzhaus, das lange leer stand. Hier entstehen die Ideen für sein eigenes Kleiderlabel ZRCL. Hier lagert er im Keller die Kleidungsstücke, und hier wird auch schon mal der gesamte Stubenboden mit Kleidern belegt, wenn wieder eine neue Lieferung ansteht.

Sein Startup steckt noch in der Anfangsphase. Das bedeutet: Vieles selber erledigen – von Hand. Äusserst bescheiden leben. Ersparnisse investieren und vorderhand auf einen Lohn verzichten. Das typische Leben eines Jungunternehmers ist nicht sehr verlockend. Kilian Wiget nimmt dies jedoch gerne in Kauf, wenn er auf diesem Weg sein Ziel erreicht.

Biologisch und fair
Baumwollbauern verdienen normalerweise wenig und müssen einen grossen Teil ihrer Erträge für Dünger und Pestizide ausgeben. Kilian Wiget will mit seinem neuen Kleiderlabel etwas tun gegen die Ausbeutung von Natur und Mensch. Seine Produkte sind aus biologischer Baumwolle, ökologisch hergestellt und zu gerechten Löhnen verarbeitet. Zudem lassen sich alle seine Kleidungsstücke bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen. Jede Käuferin und jeder Käufer seiner Streetwear kann sich davon überzeugen, wie die Baumwolle angebaut und verarbeitet wurde. Ökologie und Fairness sind in der heutigen Kleiderbranche leider keine geläufigen Begriffe. Günstige Ware wird praktisch immer auf Kosten der Umwelt oder der Menschen produziert. Aber das kümmert die «Geiz-ist-geil-Käufer» in der Regel wenig.

Bekanntheit steigern
«Für mich stand nicht so sehr das Geld im Vordergrund», erklärt der Jungunternehmer Kilian Wiget seine Motivation für die Sammelaktionen. «Es war auch ein Test, wie gut die Marke beim Publikum ankommt, und zugleich eine Marketingmassnahme. Damit konnte nämlich der Bekanntheitsgrad erhöht werden. In diesem Sinne hat sich das Crowdfunding ausbezahlt, auch wenn schliesslich vom Geld nicht sehr viel ins Geschäft zurückfloss.» Das positive Feedback hat ihn in seiner Überzeugung bestärkt, dass er mit ZRCL Erfolg haben könnte. Im April dieses Jahres hat er den definitiven Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Remei AG als Partner
Der gelernte Detailhandelsfachmann Kilian Wiget arbeitete längere Zeit als Geschäftsführer in einem kleinen Sportgeschäft im Hauptort Schwyz. Unter anderem war er dort auch für den Einkauf zuständig. Dabei hat er angefangen, einige Dinge zu hinterfragen. Er hat nach Produzenten und Anbietern von Streetwear gesucht, die auf Nachhaltigkeit achten. Per Zufall ist er auf die Remei AG in Rotkreuz gestossen, die genau das anbietet, was er schon lange suchte. Das zertifizierte Unternehmen produziert faire Kleider, die sich bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen lassen. Von da an war für ihn klar, dass er den Schritt mit einem eigenen Label wagen wollte. Arbeit im Kämmerlein Zuerst hat er noch zu hundert Prozent im Sportgeschäft weitergearbeitet, daneben aber im kleinen Kämmerlein seine Ideen weiterentwickelt. Sein Chef hat ihm freie Hand gelassen und ihn grosszügig unterstützt.

Irgendwann entstand der Markenname, spontan hingekritzelt auf ein Kartonplättchen: Kreis, Circle, ZRCL. «Mir schwebte vor, dass sich der Kreislauf der Natur wieder schliessen sollte», erklärt Kilian Wiget die Idee dahinter. Irgendwann hat er sein Arbeitspensum im Laden reduziert, um sich noch stärker seinem Projekt zu widmen. Im Frühjahr 2015 fand eine erste Crowdfundingaktion statt. Im Frühling dieses Jahres organisierte Kilian Wiget ein zweites Crowdfunding, mit dem die erste Damenkollektion mitfinanziert und beworben wurde. 10000 Franken hatte er sich zum Ziel gesetzt. Schon nach acht Tagen war die Summe erreicht. 17000 Franken waren es schliesslich.

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Stetiges Wachstum
Seine jahrelange Erfahrung im direkten Kundenkontakt und seine Weiterbildung zum Verkaufsfachmann kommen Kilian Wiget nun zugute. «Ich weiss, wie man vorgehen muss, damit eine Marke ins Sortiment eines Shops aufgenommen wird und was eine Marke stärkt. Ich setzte auf den Fachhandel. Er darf eine neue Kollektion zuerst exklusiv einen Monat lang in den Shops verkaufen. Erst nachher ist sie in meinem eigenen Online-Shop erhältlich. Reine Online-Händler werden von mir nicht beliefert.» 35 Geschäfte, vorwiegend in der Deutschschweiz, haben ZRCL inzwischen ins Sortiment aufgenommen. Die erste Kollektion umfasste 900 Teile. Mit jeder neuen Kollektion konnte Kilian Wiget die Stückzahl praktisch verdoppeln. In kurzer Zeit ist er gesamthaft nun bei über 5500 Teilen angelangt. Bisher hat sich Kilian Wiget noch keinen Lohn ausgezahlt. Der Erlös, den er mit dem Verkauf erzielt, wird jeweils umgehend wieder in eine neue Kollektion investiert. Bis Ende 2018 will er die Gewinnschwelle erreichen. Bis dahin wird er seine eigenen Bedürfnisse weiter hin auf ein Minimum reduzieren. Auch nächstes Jahr sind wiederum Veloferien angesagt.

Zusätzlich gibt es im Magazin auf Seite 29 ein kurz Interview, wo erklärt wird wie die ZRCL Kollektion entsteht und wie ein Start-Up Unternehmen finanziert wird.

Vielen Dank an:
Projektleitung: Simon Betschart SZKB
Text: Paul Felber, AKOMAG
Fotos: André Herger
Gestalltung: BüroNord

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